Passionslied

[61] 1.

Meine Seel, itzt ist es zeit,

Laß uns sonder warten

Jesu geben das Geleit

Zum Olivengarten.

Weil im Garten sich der Tod

Erstlich angespunnen,

Hat das Ende unsrer Noht

Auch dar anbegunnen.


2.

Tod, du machst dem Leben bang,

Angst ihn überfället;

Mit dir er sich müde rang,

Schwermuth ihn verstellet.

Trauret selbst die Freudigkeit?

Ach der Heyland klaget!

Selbst die Hülff üm Hülffe schreyt,

Unser Tröster zaget!


3.

Mein' und aller Menschen Sünd

Ihn itzund muß drücken,

Die Gott seinem lieben Kind

Selbst legt auff den Rücken.

Gottes Zorn, ein schwerer Last,

Sünd', ein grosser Lermen,

Tod, O wie ein bittrer Gast,

Macht Gott selbst sich hermen.


4.

Ach sein Schweiß ist rothes Blut!

Seht doch die Corallen!

Schauet eine Purpurflut

Tropfenweiß abfallen.

Fliesset, schiest, ihr Tröpfelein,

O ihr Blut-Goldgulden,

Daß bezahlet mögen seyn

Meine rothte Schulden.


5.

Giesset eine Threnenflut,

Meine Augen Brunnen:

Dieses heilsam-heilge Blut

Sey damit berunnen.

Mängt euch unter diesen Schweiß,

Buß und Heyl zu binden.

Dieses Blut mich wäschet weiß,

Machet rein von Sünden.

6.

Jesu, dir ward bang vor mich,

Meine Angst zu enden,

Wann itzt Tod und Sünde sich

Mir zuwider wenden.

Ach mich tröst' in allem Leid

Diß dein geistlichs Leiden:

Dein Blut mich im Tod begleit

Zu den Himmelsfreuden.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 61-62.
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