|
[433] Das Fräulein Ammer kost allhier
Mit Schnick, dem allerliebsten Tier.
Sie füttert ihn, soviel er mag,
Mit Zuckerbrot den ganzen Tag.[433]
Und nachts liegt er sogar im Bett,
Da wird er freilich dick und fett.
Einstmals, als sie spazierengehen,
Sieht man den Hundefänger stehen.
[434]
Er lockt den Schnick mit einer Brezen,
Das Fräulein ruft ihn voll Entsetzen.
Doch weil er nicht gehorchen kann,
Fängt ihn gripsgraps der böse Mann.
[435]
Seht, wie er läuft, der Hundehäscher!
Und trägt im Sack den dicken Näscher.
Gern lief er fort, der arme Schnick,
Doch ist er viel zu dumm und dick.
[436]
»Den schlacht' ich!« spricht der böse Mann,
»Weil er so fett und gar nichts kann.«
Das Fräulein naht und jammert laut,
Es ist zu spat; da liegt die Haut.[437]
Zwei Gülden zahlt sie in der Stille
Für Schnickens letzte Außenhülle.
Hier steht der ausgestopfte Schnick. –
Wer dick und faul, hat selten Glück.
[438]
Buchempfehlung
»Was soll ich von deinen augen/ und den weissen brüsten sagen?/ Jene sind der Venus führer/ diese sind ihr sieges-wagen.«
224 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro